Programm der Ausstellung “Was konnten Sie tun?”
Zu der Ausstellung WAS KONNTEN SIE TUN? Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939-1945, die vom 8.-25.September 2014 im Schleswig Holstein Haus in Schwerin zusammen mit der Ausstellung DER 20. JULI WAR NICHT DIE TAT EINES EINZELNEN gezeigt wird, finden ergänzend drei Veranstaltungen statt, zu denen das Schleswig Holstein Haus und der Verein Denkstätte Teehaus Trebbow als Veranstalter herzlich einladen:
Wider-steheN
Zeitlose Lieder, zeitlose Musik
Schleswig Holstein Haus am 19. 9.2014, 19.30
Warum sind wir so kalt? Warum? Das tut doch weh! Warum? Wir werden bald wie lauter Eis und Schnee! Beteiligt euch – es geht um eure Erde Und ihr allein, ihr habt die ganze Macht! Seht zu, dass es ein wenig wärmer werde In unserer schlimmen kalten Winternacht!
So Erika Mann in dem Chanson „Die Kälte“, das sie 1934 die Kabarettbühne „Die Pfeffermühle“, die sich dem Naziregime widersetzte, schrieb.
Die Schauspielerin und Sängerin Jana Kühn und der Pianist Thomas Möckel bringen dieses Chanson und weitere Lieder von Friedrich Hollaender, Hanns Eisler, Mischa Spoliansky, aber auch Billie Holliday gegen schweigende Kälte und Vergessen zu Gehör.
Ein kammermusikalischer Höhepunkt wird an diesem Abend das Klaviertrio in e-moll (op.67) von Dimitri Shostakovich sein, das von Kristina Rohn (Klavier), Wolfgang Wernicke (Violine) und Frieder Rohn (Violoncello) dargeboten wird. Der 3. Satz dieses beeindruckenden Werkes ist den Opfern von Krieg und Verfolgung des 2. Weltkriegs gewidmet.
Mit Worten und Musik Widerstand leisten, widerstehen und stehen bleiben – ein zeitloser Abend!
Jana Kühn war nach dem Studium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock am Staatstheater Schwerin engagiert. Seit 2013 ist sie als Schauspielerin und Sängerin selbstständig.
Widerstand und Recht
Vortrag von Dr. Wedigo Orlowsky
Schleswig Holstein Haus, Schwerin, Puschkinstraße 12, am 22. 9. 2014, 18.00 Uhr
Widerstand in einem totalitären Staat bedeutet nicht nur Tyrannenmord, sondern kann, wie die Ausstellung zeigt, auch durch weniger spektakuläre Aktionen geleistet werden. Der Vortrag will Anstöße zur Klärung über die inneren Bezüge zwischen Widerstand und Recht geben: Unter welchen Voraussetzungen wird oppositionelles Handeln begrifflich zu Widerstand? Welches waren die Rechtsgrundlagen für die Urteile der NS-Strafjustiz gegen Regimegegner, welches ihre Diktion und ihre typische Argumentation? Welche Gründe für eine Rechtfertigung von Widerstandshandeln ließen sich heranziehen, vor allem auch in der Extremsituation des 20. Juli 1944 ? Ein abschließender Ausblick gilt den Konsequenzen, die aus den Erfahrungen der Vergangenheit gezogen worden sind – den Bemühungen um Wiedergutmachung, der bis in die Gegenwart andauernden Suche nach einer moralisch befriedigenden Haltung zu den Unrechtsurteilen der NS-Justiz und schließlich der Rechtslage, die mit der Einfügung eines Widerstandsrechts in das Grundgesetz der Bundesrepublik geschaffen worden ist.
Dr. Wedigo Orlowsky, in seinem Berufsleben Richter, war zuletzt als Vorsitzender eines Zivilsenats am Oberlandesgericht Stuttgart tätig; Nunmehr im Ruhestand, beschäftigt er sich mit Fragen der Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie.
„Außer dem Leben können sie dir ja nichts nehmen“
Der Briefwechsel zwischen Freya und Helmuth James von Moltke
Lesung mit Claudia Schwartz und Jan Uplegger
Schleswig Holstein Haus Schwerin, 25.9.2014, 19.30
Als Kopf des Kreisauer Kreises versuchte Helmuth James von Moltke auf seinem schlesischen Gut Vertreter des gesamten Vertreter des gesamten politischen Widerstandsspektrums gegen den NS-Staat zusammenzubringen, um mit ihnen an einer geistigen Erneuerung Deutschlands und einer demokratischen Nachkriegsordnung zu arbeiten. Nach dem 20.Juli 1944 wurde er als Mitverschwörer zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet.
Nach dem Tode seiner Frau wurde der gesamte Briefwechsel zwischen den beiden veröffentlicht. Er machte deutlich, welch wichtige Rolle auch Frey v. Moltke einnahm und wie das geistig-seelische Fundament beschaffen war, in dem der Mut und der unbedingte Wille zum Widerstand gründete.
Jan Uplegger erhielt seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und Conservatoire National, Paris. Es folgten Engagements u.a. in Stuttgart, Tübingen, Stendal, Giessen und Berlin.
Claudia Schwartz absolvierte ihre Schauspielausbildung am renommierten Samuel Beckett Centre in Dublin. Sie erhielt ein Stipendium für das Shakespeare-Programm an der BADA in Oxford. Seit 2004 spielte sie in Theater- und Performancegruppen in Deutschland, Irland, Tschechien, Schweden und Serbien In Berlin leitet sie u.a.Antisemitismus-/Rassismusworkshops an Schulen.